Als ersten Bauabschnitt des Gäubahn-Ausbaus bauten wir den Streckenabschnitt zwischen Horb und Neckarhausen auf 5,8 Kilometern zweigleisig aus. Bessere Kreuzungs- und Überholmöglichkeiten sorgen für mehr Kapazität und Flexibilität auf der umweltfreundlichen starken Schiene. Fahrgäste profitieren von einem stabileren Fahrplan. Zudem sind kürzere Fahrzeiten möglich.
Parallel zum zweiten elektrifizierten Gleis investierten wir in moderne Technik und ersetzten die elektromechanische Stellwerksanlage aus dem Jahr 1927 im Bahnhof Horb durch ein neues elektronisches Stellwerk (ESTW). Auf diese Weise wird eine verbesserte Auslastung der Bahnstrecke gewährleistet.
Maßnahmen im Überblick
Im Rahmen des Projekts entstand entlang des vorhandenen Streckengleises ein zweites Gleis mit neuen Weichen. Die bestehende Oberleitung wurde – ebenso wie das bestehende Gleis – erneuert und um das neue zweite Streckengleis ergänzt. Zwei neue, 2,5 Meter hohe Lärmschutzwände in Ihlingen (725 Meter lang) und Dettingen (620 Meter lang) entlasten zukünftig die Anwohnenden vor Ort. Neue Schutzkonstruktionen schützen die Straßenbrücke der Sulzer Straße (K4761). Die alten Bahnsteigkanten in Dettingen und Neckarhausen wurden entfernt. Zudem entstanden entlang der Strecke sechs neue Stützwände.
Für das ESTW Horb entstand parallel zum Gleis ein 6 x 36 Meter großes Modulgebäude – passend zur Architektur in Horb mit Giebeldach und Ziegeln. Neue Kabelquerungen und Signale wurden errichtet und die Weichenheizungen in Horb modernisiert. Die Stellwerke zwischen Sulz am Neckar und Wurmlingen erhielten neue Fernsteuerungstechnik. Die Stellwerkszentrale in Rottweil, die das ESTW Horb steuert, wurde umfangreich erneuert. Zudem gibt es zwischen Neckarhausen und Horb einen Gleiswechselbetrieb. Dadurch können Züge im Falle von Störungen oder Sperrungen das Gleis in der Gegenrichtung mit der gleichen Geschwindigkeit wie das Regelgleis befahren.

Startschuss für die Bauarbeiten
Am 29. Oktober 2021 gaben Peter Rosenberger, Oberbürgermeister der Stadt Horb am Neckar, Dr. Klaus Michael Rückert, Landrat des Landkreises Freudenstadt, Steffen Bilger MdB, von 2018 bis 2021 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Guido Wolf MdL, Vorsitzender des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn und Thorsten Krenz, bis 2023 Konzernbevollmächtigter der DB AG für das Land Baden–Württemberg, den Startschuss für den zweigleisigen Ausbau der Strecke Horb—Neckarhausen.
Im Einklang mit der Natur
Nach Abstimmung und Zustimmung durch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Freudenstadt erfolgten Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen im Vorgriff der Baumaßnahmen. Entlang des Neckartalradwegs sowie im Bahnhofsbereich Neckarhausen entstanden für häufig im Gleisbett anzutreffende Reptilien wie Zauneidechsen und Schlingnattern unter anderem neue geschützte Lebensräume in Form von Trockenmauern, Totholzhaufen und Sandlinsen.
Zudem fanden 2022 bauvorbereitende Maßnahmen wie Vegetationsarbeiten sowie die Herstellung von Baustellenflächen und deren Zufahrten statt. Es erfolgten Gründungsarbeiten für die beiden neuen Lärmschutzwände in Ihlingen und Dettingen, für Stützwände und Oberleitungsmasten. In einzelnen Bereichen entlang des zweiten Streckengleises und des bestehenden Gleises wurden neue Oberleitungsmasten aufgestellt.
Beim Neubau des ESTW in Horb drehte sich in den Bahnhöfen Horb, Eutingen, Eyach und Neckarhausen alles um Kabeltiefbauarbeiten: Es entstanden neue Kabelkanäle, Querungen und Signale. Im August wurde das Modulgebäude errichtet. Im Oktober begann die Verlegung erster Kabel, die 2023 fortgesetzt wurde.
Züge fahren seit 26. Oktober 2024 wieder durchgehend zwischen Stuttgart und Singen
Die Inbetriebnahme für den zweigleisigen Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen und das neue ESTW in Horb war ursprünglich am Ende einer fünfmonatigen Streckensperrung am 27. Oktober 2023 geplant.
Während dieser Streckensperrung zeichnete es sich jedoch ab, dass die für die Inbetriebnahme im Anschluss an die Bauarbeiten erforderlichen intensiven Prüfungen und Abnahmen aufgrund eines bundesweiten Personalengpasses bei Plan- und Abnahmeprüfer:innen erst von Montag, 8. Januar, bis Donnerstag, 29. Februar 2024, während einer Sperrung der Bahnstrecke hätten durchgeführt werden können. Die dünne Personaldecke – hervorgerufen unter anderem durch den Fachkräftemangel – führte zu längeren Wartezeiten auf die Einsätze der Prüfer:innen. Ziel war es weiterhin, alle für die Inbetriebnahme der neuen Anlagen erforderlichen Arbeiten während der bis Donnerstag, 26. Oktober 2023, andauernden Sperrung umzusetzen.
Material- und Personalengpässe führten jedoch zu Verzögerungen im Bauablauf. Trotz der Anstrengungen aller Beteiligten war es nicht möglich, die fehlenden Ressourcen auszugleichen. Die Strecke Horb – Neckarhausen konnte erst am 24. November 2023 wieder eingleisig für den Zugverkehr öffnen. Gleichzeitig ergab sich die Notwendigkeit, die Durchführung von Restarbeiten im März 2024 gebündelt mit Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Digitalen Knoten Stuttgart auf der Strecke Stuttgart-Vaihingen–Böblingen einzuplanen.
Allerdings führten Eiswetter und extreme Niederschläge sowie akute Material- und Personalengpässe zu erneuten Verzögerungen im Bauablauf. Die Strecke wurde am 28. März 2024 zunächst eingleisig für den Zugverkehr geöffnet.
Die weiteren Arbeiten erfolgten parallel zum Bahnbetrieb. Die Inbetriebnahme der zweigleisigen Strecke zwischen Horb und Neckarhausen und des neuen Elektronischen Stellwerks Horb war erst zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 vorgesehen.
Eine am 13. Oktober 2024 begonnene Bauphase konnte zur Herstellung der Zweigleisigkeit zwischen Horb und Neckarhausen sowie für Arbeiten am neuen Elektronischen Stellwerk (ESTW) in Horb genutzt werden. Der zweigleisige Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen wurde zum 26. Oktober 2024 fertiggestellt. Seit Betriebsbeginn am Samstag, 26. Oktober 2024, fahren die Züge auf der Gäubahn wieder durchgehend zwischen Stuttgart und Singen.
Die Gesamtinbetriebnahme des neuen ESTW Horb fand zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 statt. Dafür waren noch weitere Arbeiten an Gleisen im Bahnhof Horb und zwischen Horb und Eyach erforderlich.






