Durch einen leistungsstarken Ausbau machen wir die Gäubahn fit für den Deutschlandtakt: Dieser wird die größten deutschen Städte alle 30 Minuten durch Fernverkehrszüge vernetzen – und das zuverlässig zur selben Zeit. Verbindungen im Regionalverkehr passen perfekt zur Taktung der Knotenbahnhöfe und sorgen für ein attraktives Mobilitätsangebot im ländlichen Raum. Reisende profitieren auf der gesamten Gäubahn von kürzeren Fahrzeiten und optimalen Anschlüssen. Mehr Kapazität und Flexibilität auf der klimafreundlichen starken Schiene ermöglichen einen stabilen Fahrplan.
Mit dem Ausbau stellen wir aber nicht nur die Weichen für einen zukunftsfähigen und beschleunigten Schienenpersonenverkehr. Auch der Schienengüterverkehr gewinnt durch den Ausbau und den Deutschlandtakt. Eine gesteigerte Kapazität begünstigt die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die starke Schiene. Auch auf Störungen im Netz lässt sich mit einer leistungsstarken Gäubahn besser reagieren. Zwei starke Wirtschaftsregionen wachsen noch enger zusammen.
Die Maßnahmen im Überblick
155 Kilometer Bahnstrecke
Für die Planung unterteilt sich die 155 Kilometer lange Strecke zwischen Böblingen und der Schweizer Grenze aktuell in vier Abschnitte: von Böblingen bis Horb, von Neckarhausen bis Grünholz, von Grünholz bis Rottweil und von Rottweil bis Gottmadingen. In diesen Abschnitten werden einzelne konkrete Maßnahmen untersucht. Im Planungsprozess kann sich der Umfang der Maßnahmen ändern.
Die Abschnitte im Detail
Von Böblingen bis Horb
In Böblingen entsteht ein Wartegleis für 740 Meter lange Güterzüge. Schnellere Personenzüge können hier überholen, so dass Personen- und Güterverkehr entflochten werden. Durch Verbesserungen an Schienen, Schwellen und Schotter sowie der Gleisführung erhöht sich die Fahrtgeschwindigkeit in Abschnitten des 49 Kilometer langen Streckenteils auf bis zu 200 km/h:
- Goldberg – Böblingen (0,5 km) auf bis zu 160 km/h
- Böblingen – Herrenberg (14 km) auf bis zu 160 km/h
- Herrenberg - Eutingen (14 km) auf bis zu 200 km/h
- Eutingen - Horb (Teilabschnitt 0,4 km) 80 km/h auf 90 km/h
Wo notwendig, entstehen an der Strecke Schallschutzwände. Ob diese notwendig sein werden, ermitteln unabhängige Lärmgutachten.
Von Neckarhausen bis Grünholz
Zwischen Neckarhausen und Sulz am Neckar verkürzt sich die Strecke um rund 3,3 Kilometer durch die Planung einer etwa 700 Meter langen Talbrücke bei Neckarhausen und einen daran anschließenden eingleisigen Tunnel. Dieser ist gemäß der aktuellen Planung circa 3,5 Kilometer lang, für 160 Stundenkilometer ausgelegt und unterfährt die Stadt Sulz am Neckar. Der Regionalverkehr soll weiterhin in Sulz am Neckar halten.
Ab Sulz am Neckar über Grünholz bis Epfendorf ist auf 17 Kilometern ein zweigleisiger Ausbau vorgesehen. Der Betriebsbahnhof Grünholz geht in diesem zweigleisigen Ausbau auf. Für die fünf Kilometer Zweigleisigkeit zwischen Sulz und Grünholz erfolgt auch die Untersuchung und ggf. Anpassung der Eisenbahnbrücke am Neckarsteg und der beiden eingleisigen Bahnübergänge zwischen Sulz und dem Oberndorfer Stadtteil Aistaig an die neuen Gegebenheiten. Zudem entstehen Stützmauern und eventuell notwendige Schallschutzwände. Ob diese notwendig sein werden, ermitteln unabhängige Lärmgutachten.
Von Grünholz bis Rottweil
Auf dem 21 Kilometer langen Streckenabschnitt von Grünholz nach Rottweil setzt sich der zweigleisige Ausbau ab Sulz am Neckar auf 12 Kilometern zwischen Grünholz und Epfendorf fort. Im Oberndorfer Stadtteil Aistaig erfolgt die Anpassung des Bahnübergangs in der Schulstraße sowie zweier Eisenbahnbrücken an die Erfordernisse des zweigleisigen Ausbaus. Die Zweigleisigkeit erfordert in Oberndorf am Neckar einen Ausbau des Bahnhofs sowie die Anpassung der L424 und der Straßenbrücke der Rosenfelder Straße. In Altoberndorf ist ein Umbau der Straßenbrücke der Unteren Straße notwendig. Zudem entstehen auf dem Streckenabschnitt eventuell notwendige Schallschutzwände. Ob diese notwendig sein werden, ermitteln unabhängige Lärmgutachten. In Rottweil erfolgt der Ausbau des Bernburgtunnels gemäß den Vorgaben für internationale Güterverkehrslinien durch Trassierungsanpassungen.
Von Rottweil bis Gottmadingen
Zwischen Rietheim-Weilheim und Tuttlingen ist für mehr Flexibilität ein zweigleisiger Ausbau von acht Streckenkilometern vorgesehen. Dieser macht den Umbau der Haltepunkte Weilheim, Wurmlingen-Nord, Wurmlingen-Mitte und Tuttlingen-Schulen erforderlich. Zudem erfolgen Anpassungen am Bahnübergang in der Kirchstraße in Weilheim sowie an den Eisenbahnbrücken über die B14 zwischen Weilheim und Wurmlingen, die Daimlerstraße in Wurmlingen und die Max-Planck-Straße in Tuttlingen. Wo notwendig, entstehen an der Strecke Schallschutzwände. Ob diese notwendig sein werden, ermitteln unabhängige Lärmgutachten.
Für die Entflechtung von Personen- und Güterverkehr ist in Wurmlingen ein Überholgleis geplant. Trassierungsanpassungen im Hattinger Tunnel nahe des Immendinger Ortsteils Hattingen sollen die durchgehende Umsetzung der Vorgaben für internationale Güterverkehrslinien auf der Gäubahn herstellen. Durch den Neubau der Umfahrungskurve bei Singen, die sogenannte Singener Kurve, entfallen für den Güterverkehr zukünftig aufwändige Fahrtrichtungswechsel in Singen. Die Optimierung der Streckengeschwindigkeit zwischen Singen und Gottmadingen auf 160 km/h durch Verbesserungen an Schienen, Schwellen und Schotter sowie der Gleisführung beschließt die auf dem 71 Kilometer langen Streckenabschnitt geplanten Maßnahmen.
Aktueller Planungsstand und nächste Schritte
Seit Oktober 2016 gehört das Vorhaben „ABS Stuttgart - Singen - Grenze D/CH (Gäubahn)“ zum vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Im Dezember 2021 hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) der DB InfraGO AG den Planungsauftrag erteilt. Die Planung für den Ausbau des Südabschnitts der Gäubahn befindet sich am Anfang des Planungsprozesses, in der sogenannten Grundlagenermittlung und Vorplanung. Der Abschluss dieser Planungsphase erfolgt stufenweise ab 2024 bis 2028.
Zurzeit analysiert das Projektteam die Fauna im Planungsraum und führt erste Umweltuntersuchungen durch. Für die Planung mit Building Information Modelling, einer innovativen und ganzheitlichen Methode für die virtuelle Planung großer Infrastrukturprojekte, entsteht ein digitales 3-D-Modell der Bestandsstrecke. Dieses bündelt im weiteren Projektverlauf alle Teilplanungen und Informationen. Ab 2025 sollen die Baugrundbegutachtung und -erkundung sowie umfangreiche Vermessungsarbeiten beginnen, welche sich aktuell in der Ausschreibung befinden.